Swiss Epic 2015

Prolog in Verbier: Erstmals hatte ich einen Vorstart-Puls der nicht bei 150 in stehendem Zustand lag. Wir sind gut gestartet, bergauf nicht ganz so schnell, bergab dafür umso schneller. 2km vor dem Ziel hörte ich hinter mir ein unschönes Zischen gefolgt von einer Fluchsalve Stefanos. Mit 0.0 bar Luftdruck im Vorderrad kämpfte er sich zu Fuss ins Ziel während ich als mobile Dekoration an seiner Seite fuhr. Momentan liegen wir auf dem 18. Zwischenrang, abgerechnet wird aber erst in Zermatt. Es ist definitiv noch Luft nach oben und wir werden ab morgen angreifen.

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1. Etappe von Verbier nach Leukerbad (95km, 3100hm): Heute lief alles wie am Schnürchen, bis Kilometer 89 zumindest. Wir fuhren in den Anstiegen unseren Rhythmus, konnten jeweils unsere Position halten und liessen in den technisch anspruchsvollen und absolut genialen Trails zahlreiche Fahrerinnen und Fahrer hinter uns. 2x schrammte ich an einem Hungerrästchen vorbei, welches dank Gel abgewendet werden konnte. Bei Kilometer 89 war mein Benzin definitiv alle und ich brach kurzfristig ziemlich ein. Riegel und Gel von Stefano halfen etwas und mit 6h 59 schafften wir es ins Ziel. Das entspricht dem 13. Kategorienrang und wenn alles so bleibt können wir die morgige Etappe aus Block 1 unter die Räder nehmen.

2. Etappe rund um Leukerbad (63km, 3000hm): Als ein Treffen zwischen Pest und Cholera würde ich den heutigen Tag beschreiben. Der erste Aufstieg inklusive folgender Traversierpassage erhielt eine gewisse Spannung da der Wind mit gefühlter Orkanstufe 12 von der Seite kam (wenn man sich dann auf einem 50cm schmalen Trail befindet wird das ganze noch spannend). Wir fuhren daher in einer Gruppe waren sehr gut unterwegs und konnten in der Abfahrt vorne wegfahren (auch dann noch als ich mir selbst ein Stück Kuhfladen an die Wange schleuderte, meine Konzentration kurzfristig auf 0 war und ich mich beherrschen musste nicht eine Vollbremsung hinzulegen um das unangenehme Mitbringsel schnellstmöglichst zu entfernen). Ab Rennhälfte kämpfte Steff mit Magenproblemen und 20 Kilometer vor dem Ziel wurde unser Höhenflug dank einem Fahrfehler meinerseits abrupt beendet. Ich war etwas zu schnell unterwegs, erwischte einen Stein und schlitzte mir den Pneu auf. Die erste Luftpatrone konnte den Schaden nicht beheben. Als nächstes konnten wir den Verschlussring bei bestem Willen nicht lösen, ich schickte Stefano daher schon mal vor und musste warten bis mir ein freundlicher Fahrer weiter helfen konnte. Nach der Schlauchmontage setzte ich die zweite und letzte Patrone an, praktischerweise versagte gleichzeitig der Aufsatz und ich stand ohne Patrone und Pumpe da. Zwei südafrikanische Mitstreiter waren so freundlich mir weiter zu helfen. Pumpen nützte ebenfalls nichts, der Schlauch war irgendwie beim Patronenmalheur beschädigt worden. 2 Patronen, 2 Schläuche, 5kg Nerven und etliche Minuten später machte ich mich auf die Verfolgung Stefanos. Nach 6h03 erreichten wir das Ziel mit einem Rangverlust.
Was mir bleibt ist die Gewissheit, dass ich momentan in sehr guter Form bin und die Bilanz von 3 Mechanikerbesuchen in 3 Tagen. Ab morgen wieder vollgas, bis Zermatt ist noch einiges möglich.

3. Etappe von Leukerbad nach Grächen (89km, 3100hm): Heute war etwas langweilig, kein Platten, kein Hungerast (habe kurz überlegt ob ich noch “lüfteln” soll vor dem Ziel). Konditionell war das Ganze begrenzt lustig, da einerseits 1500 Höhenmeter am Stück zu absolvieren waren und andererseits schwierige Windverhältnisse herrschten. Dafür wurde man mitTrails entschädigt, die so einiges in den Schatten stellten, das war die pure Freude. Unser Tempo war nicht weltmeisterlich aber wir fuhren einen beständigen Rhythmus, gingen sparsam mit unserer Energie um und verbesserten uns im Gesamtklassement wieder um einen Rang.

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4. Etappe rund um Grächen (88km, 3300hm): Wir fuhren wiederum mit der gleichen Taktik wie gestern, zu Beginn Tempo rausnehmen und danach langsam steigern. Wie gestern ging es auch heute perfekt auf. Wir sind eine starke Etappe gefahren und haben uns im Vergleich zu gestern nochmals gesteigert.

5. Etappe von Grächen auf Zermatt (60km, 2400hm): Meine Beine kurbelten zu meiner Freude heute als wäre ich gerade erst in die Rennwoche eingestiegen. Wir gingen von Beginn weg ein hohes Tempo an und konnten so ohne Probleme unseren ersten Top 10 Platz nach Zermatt fahren. Im Gesamtklassement machten wir durch die gute Zeit ebenfalls Ränge gut und beenden das Swiss Epic mit einer Gesamtzeit von 33 Stunden und 54 Minuten auf dem 10. Schlussrang. 7 Rennen in Folge…war hart und genial. Ich mach dann mal Pause.

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Premiere in Giebenach

Seit ungefähr 12 Jahren bestreite ich Mountainbikerennen und noch nie hat es auf das oberste Treppchen gereicht und in diesem Jahr habe ich auch nicht damit gerechnet nach meiner verpatzten Saisonvorbereitung. Ich stand vergangenen Sonntag aber überraschenderweise mit der Nummer 1 auf der Startlinie, da ich dank konstant guten Platzierungen die Gesamtführende im Cup war und diese Führung wollte ich mir sichern. Meine Taktik war klar, am Hinterrad von Janina Wüst bleiben, da sie mir mit einem Sieg noch den Rang hätte streitig machen können. Nach einem Blitzstart kam es in der ersten von fünf Runden zu einem Zusammenschluss mit Janina, Michelle Andres und mir. Obwohl wir als Gruppe gut funktionierten, schaffte Katja Montani im Rennverlauf den Anschluss und versuchte in der Steigung sogar wegzukommen. Aufgrund des hohen Tempos verlor die stark fahrende Juniorin Michelle Andres den Anschluss und wir waren wiederum zu dritt unterwegs. Als erste suchte Janina die Entscheidung, indem sie früh in der letzten Runde angriff, allerdings ohne Erfolg. Auf der langen Ebene vor der Schlussabfahrt kam es erneut zu einer Tempoverschärfung Janinas, welcher Katja und ich folgten und aus dem Windschatten heraus auf Position 1 und 2 in die Abfahrt einstiegen. Diesen Moment hatte ich abgewartet, mit der möglichen Premiere vor Augen setzte ich alles auf eine Karte und zog in der Abfahrt auf der Innenlinie an Katja vorbei und brachte den Minimalvorsprung ins Ziel. Mit meinem ersten Tages- und gleichzeitig dem Gesamtsieg in der Tasche machte ich mich auf den Weg nach Verbier ans Swiss Epic.

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