Ach, dann fahren wir nochmals eine Rampe

Weiter geht’s mit Marathon. Für vergangenen Sonntag entschied ich mich gegen die Schweizermeisterschaft im Cross Country und für das Marathonrennen von Fribourg nach Bulle über 80 Kilometer und 2500 Höhenmeter. Die ElitefahrerInnen wurden morgens um 8 Uhr gemeinsam mit allen anderen Kategorien losgelassen und das Massaker ging gleich nach der Startlinie los. Das grosse und nervöse Feld wurde durch die noch schlafende Fribourger Altstadt geführt während die Ruhe einzig durch unkontrolliertes Bremsscheibengequietsche durchbrochen wurde. Es gab unzählige Beinahekollisionen zwischen testosteronüberbordenden Fahrern und Strassenpollern, parkenden Autos, Strassenabsperrungen oder einfach anderen mobilen Weghindernissen. Mit der ersten Rampe kam die wohltuende Beruhigung und das Rennen konnte lanciert werden. In den anfänglichen welligen Abschnitten suchte ich immer wieder Unterschlupf in grösseren Gruppen. Den ersten Trail nahm ich als Dritte meiner Gruppe in Angriff und sorgte dafür, dass ich ausreichend Abstand zum Vormann hatte, da bereits nach 2 Kurven klar war, dass er erstens nach wie vor mit dem Messer zwischen den Zähnen fuhr und er zweitens von seinem Bike gefahren wurde und nicht umgekehrt. Eine scharfe Linkskurve später legte sich der am vermeindlichen Weltmeister-Rennen Teilnehmende ältere Herr elegant in voller Länge quer über den Weg. Wie ein junges Reh sprang er laut fluchend wieder auf, schnappte sich sein Rad (wäre ja eine Schande hinter der ollen Frau weiter zu fahren) und schoss ebenso unkontrolliert wie zuvor, aber merklich vorsichtiger, weiter. Nach überstandenem Wellblech kam der lange Anstieg hoch bis zum Gipfelkreuz des La Berra. Offenbar war es dem Veranstalter extrem wichtig, dass das gesamte Feld dieses Gipfelkreuz bestaunen konnte. Anders kann ich mir unseren Wanderausflug die Wiese hoch nicht erklären, nur um danach 1 Meter weiter links wieder die identische Pasage hinunter zu fahren. Die folgende Abfahrt entschädigte für das Gelatsche, es war ruppig, rutschig und endete mit zahlreichen Steilwandkurven…schlicht eine wahre Freude. Unten angekommen galt es den höchsten Punkt, des über mehrere Rampen zu erreichenden Gibloux zu bewältigen. Während ich am La Berra noch meine Kräfte etwas geschont hatte, knallte ich nun alles auf die Pedale, was ich an Ressourcen freisetzen konnte. Und den unzähligen vergangenen Wochen zum Trotz ging es richtig vorwärts. Ich holte Fahrer um Fahrer ein (von den wenigen Fahrerinnen war leider keine in Reichweite) und wurde mehrfach als Zugpferd von ebendiesen genutzt. Rampe für Rampe wurde erklommen, einige einfacher, andere nur mit zusammengebissenen Zähnen. Wie so oft hatten sich die Streckenplaner die netten Wadenkrampf-Passagen für den Schluss aufgespart. Meine letzten Körner verpulverte ich auf den finalen 3 Kilometer und erreichte zufrieden als insgesamt 7. Fahrerin das Ziel in Bulle. Nun habe ich einen Monat Zeit, um mir klar zu werden, auf welche Disziplin ich für die zweite Saisonhälfte setzen möchte.