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Für das Rennen in Seon war die Taktik klar, bedächtig starten, nicht mitziehen und im Verlauf des Rennens versuchen das Tempo zu steigern. Der erste Teil der Vorgabe klingt einfach, ist für mich als Rennfahrerin aber nur schwer umsetzbar, da ich Gegnerinnen normalerweise nur ziehen lasse, wenn meine Beine einen schnelleren Dienst verweigern und sich farbige Sternchen vor meinen Augen abzeichnen. Ich reihte mich nach dem Start als Dritte ein, liess dann aber die Lücke aufreissen und mich von weiteren Fahrerinnen überholen. Die erste Schlüsselstelle, eine Wiesenabfahrt mit anschliessender links Kurve (aufgrund der anhaltenden Sintflut zu einer braunen Schlammrutsche mit Freizeitparkniveau umgewandelt), ging ich mit viel Vertrauen an, zumindest solange, bis sich eine der Fahrerinnen vor mir hinlegte und ich mangels Alternativen die Passage ebenfalls souverän und grazil rückwärts auf dem Hosenboden bewältigte. Meine Konzentration galt dabei dem Mitschleifen meines Bikes, damit ich nicht noch weiteres Spektakel in Form von „such dein Rad“ liefern würde. Für den Moment war dies neben den gefühlten 2 Kilo Dreck in meinem Mund und den Augen die einzige Aufregung. Die ersten drei Runden absolvierte ich wie in Trance, ich bin ziemlich sicher, dass ich diese Runden gefahren bin, weiss aber nicht mehr viel davon. Das einzige was mir davon blieb waren die Zuschauenden, welche in besagter Schlüsselpassage auffällig zahlreich erschienen waren und uns bereits beim Einstieg mit einem breiten Grinsen empfingen, im Wissen darüber, dass jede_r Fahrer_in die nächste nicht ganz freiwillige, dennoch sehr ästhetische Showeinlage bieten könnte. Auf die Konkurrentinnen verlor ich weiter an Boden, bis ich in Runde vier vorn sieben doch noch meinen Rennrhythmus fand und nicht mehr nur dahingondelte, sondern der Sache etwas mehr Dynamik und Geschwindigkeit verleihen konnte. Das zeigte sich einerseits in meiner Freude wieder im Renngeschehen dabei zu sein, andererseits in dem sich verringernden Abstand zu zwei der vor mir fahrenden Rennfahrerinnen. Nach sieben kraftzehrenden Runden kam ich zufrieden mit meiner Leistung im Ziel an. Am Resultat und meiner Form muss noch einiges an Arbeit investiert werden, ich bin da kämpferisch-optimistisch gestimmt. Nächstes Wochenende erhalte ich die nächste Trainingsmöglichkeit am hochklassigen Rennen in Gränichen.