Wie zehn Meter Wiese und ein bisschen Regen zur Publikumsattraktion werden können

Zwei Wochen sind seit dem niederschmetternden Rennen in Haiming (AUT) vergangen. Zwei Wochen, in welchen die Gedanken kreisten, Zweifel an dem ganzen Unterfangen überhand nahmen und Motivation für das Training nicht gerade um die nächste Ecke zu finden war. Der Saisonauftakt verlief alles andere als nach Plan. Meine Wettkampfnervosität leerte bereits Tage vor dem Rennen meine Energiespeicher und verhinderte jeglichen Leistungsabruf. Höchste Zeit also, sich den eigenen Dämonen zu stellen, externe Hilfe beizuziehen und alle überflüssigen Krümelmonster aus den Gedanken zu verbannen. Solothurn wurde somit zum Saisonstart 2.0 und überzeugte bereits damit, dass ich anstatt 72 gerade einmal vier Stunden vor dem Start nervös wurde. Pünktlich mit dem Startpfiff begann es dann auch zu regnen. Alle Zeichen standen somit für mich auf Angriff. Die erste Hürde des fünf Mal zu bewältigenden Rundkurses bestand darin, über das steile Rasenbord des Schanzengrabens auf die Strasse hoch zu kommen. Was locker klingt wurde für Einige zur kaum überwindbaren Aufgabe. Kurz vor der ersten Überwindung dieser ca. zehn Meter wurde die Fahrerin vor mir plötzlich drastisch langsamer, ein Blick auf ihren Schuh, an welchem Klickpedal inklusive Kurbel hingen, erklärte den Tempoabfall. Wie sie den Rasenwall bewältigte entzieht sich meiner Kenntnis. In Runde zwei wurde der Wall erneut einer der vor mir fahrenden Mitstreiterin zum Verhängnis. Inzwischen hatte sich die Wiese in eine braune Schlammrutsche verwandelt, welche bis in die Hälfte der Steigung mit Schwung hochgerannt werden konnte. Danach war Einfallsreichtum und eine gute Linienwahl gefragt. In der Mitte der Rasenwand versuchte sich nun besagte Fahrerin irgendwie mit Händen und Füssen an Ort und Stelle zu halten und wenn möglich noch vorwärts zu kommen. Mit dem nächsten ihrer Schritte kam das Unvermeidliche. Mit einem kräftigen Bauchklatscher begann die Rutsche abwärts zurück an den Hanganfang… Immerhin tat es ihr das Bike gleich und sie konnte die Hürde ohne grosse „Rad-Suche“ erneut hinter mir in Angriff nehmen. Ich meinerseits war in höchstem Masse konzentriert es ihr nicht nachzutun und mit einem Bauchrutscher, welcher jeden Vertreter der Pinguin Gattung hätte erblassen lassen, vor den Augen des Publikums einen Abstecher an den Grund des Grabens zu vollführen.

Die erste Runde war durch ein nervöses Feld gekennzeichnet, wodurch im allgemeinen Durcheinander drei der Fahrerinnen schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Solothurner Asphalt machten, sich dadurch allerdings nicht gross beeindrucken liessen und den Kampf sogleich wieder aufnahmen. Schadlos und gut eingereiht konnte ich mit einer Fünfergruppe die Rollpassagen in den ersten zwei Runden absolvieren…wo wir genau durchfuhren kann ich nicht genau benennen. Der mir entgegengeschleuderte Dreck aus zahlreichen Rädern um mich verhinderten jegliches Sichtfeld. Mit zusammengekniffenen Augen blinzelte ich mich über die Strecke. Verschlammte Klickpedale, Stürze, technische – sowie Rollabschnitte führten zu immer anderen Gruppenzusammensetzungen. Was blieb war das geniale Gefühl auf dem Bike, welches ich erstmals in dieser Saison verspürte und vor Freude am liebsten Franziska Brun, welche gegen Rennende mit mir unterwegs war, zugetextet hätte. Da ich aber überzeugt war, dass dies eher auf mildes Unverständnis stossen würde nach 90 Minuten Wettkampf, grinste ich einfach vor mich hin…was wahrscheinlich ebenfalls nicht sichtbar war, da ich durch den Schlamm komplett zubetoniert war und es in meinem Mund bereits kräftig knirschte (um was es sich dabei alles handelte will ich dann doch lieber nicht wissen).

Ungefähr 100 Minuten später beendete ich die Spassfahrt mit einer letzten Durchfahrt des zum Schlammbassin verwandelten Schanzengrabens. Eine Rangliste habe ich bis jetzt nicht angeschaut. Was bleibt ist das Gefühl, dass alles zu 100% stimmte und sich darauf aufbauen lässt.

Danke Pascale für die Bilder.