Panierte Lungen und taktisches Hintersinnen

Zeit für eine Zwischenbilanz an den Bike Days in Solothurn, vier Wochen nach der Wiedereinführung von proteinhaltiger Nahrung für meinen Körper. Zur Feier des Tages führte ich auch gleich das Einfahren wieder ein und gab alles in der Rennvorbereitung. Perfekt eingestimmt stand ich im hinteren Teil des stark besetzten Feldes ein, bereit um im allgemeinen Pulk die erste Rampe aus dem Schanzengraben hochzuwandern. Das Tolle an einem Start auf staubigem Untergrund ist, dass man sich nach 5 Metern im Blindmodus fortbewegt und man nicht extra 5 Kilometer fahren muss, um sich die Lunge zuzupflastern, in diesem Fall reichen 50 Meter. Nachdem dieser Punkt also rasch abgehakt war, ging es besagte Rasenrampe hoch, in welcher der grosse Teil des Feldes nach halber Strecke auf Fussmarsch wechselte. Meiner kurzen Sichtung des Feldes zu Folge war ich nicht die einzige, welche am besagten Hügel nicht gerade die ästhetischste Glanzleistung ablieferten. Nebst den Fahrerinnen war wahrscheinlich auch das Publikum froh, als wir uns wieder auf die vertrauten Räder schwangen und elfengleich von dannen schwebten. Die erste Runde war wie üblich ein Positionenkampf begleitet von nervösen Blicken, abruptem, nicht umfeldfreundlichem Bremsverhalten und Ellbogenausfahren in alle Richtungen. Nach dem ersten Gehetze kehrte in der zweiten Runde Ruhe ein und ich fand mich in einer Dreiergruppe wieder. Mein Vorschlag, die langen Asphalt-Rollpassagen gemeinsam zu bestreiten, wurde sogleich durch einen Antritt meiner beiden Mitstreiterinnen in den vorherrschenden Wind geschlagen. Soviel zu dieser Taktik. Es kam nach der Abfahrt dennoch kurzzeitig zu einem Zusammenschluss, bevor sich definitiv jede von uns alleine ihrem persönlichen Rennrhythmus widmete.

In Runde 3 ging es mir langsam an die Substanz. Der freundliche Zuruf eines Zuschauers mit Bierbauch „fast geschafft, der Besenwagen kommt noch nicht“ motivierte mich natürlich ungemein. Wer will das schon nicht hören im Schweisse seines Angesichts, bis zu diesem Zeitpunkt noch beeindruckt von der eigenen Muskelleistung. Unbeirrt fuhr ich mehr oder weniger erhobenen Hauptes, achillesgleich, welcher auf seinem Schlachtross gen Troja zog, weiter meine Runden. Nach über 30 Rennkilometer in den Beinen warf ich mich zum letzten Mal unter den stets tatkräftigen Zurufen meiner angereisten Freunde in den staubigen Hexenkessel des Solothurner Schanzengrabens und überquerte zufrieden die Ziellinie.

Nach diesem Spass an der brütenden Sonne stehen 3 Wochen Aufbauarbeit an, bevor es mit dem Rennen in Gränichen weitergeht. Jetzt darf ich endlich wieder aus der Wohlfühlzone und mir die Zähne an dutzenden Intervallen ausbeissen. Bis dahin, happy trails.