Merci!

Der Aufbau und die Vorbereitungen für die nächste Saison sind bereits in vollem Gange. Ich möchte mich von Herzen bei Roger und Madeleine (Schmid Hardware MTB Team), Wolfgang von Au und Renato Galletti (MRI), Alain Diebold (Diebold.Zgraggen Gartenbau), Marco Wieser (Bike Zone Baden) und Stefanie Stücheli (reaktion.ch) für die Unterstützung während des gesamten Jahres. Ohne euch wäre es nicht möglich gewesen diese Lehrzeit zu überstehen. Von Herzen Danke!

Danke für die Saison… Zum Glück ist sie vorbei!

Es ist bereits zwei Wochen her seit dem Showdown im „lieblichen-ab von der Welt-Einbahnstrassen“-Carona (TI). Die Strecke war ein konditioneller Zerstörungstrip gepaart mit unzähligen Trails – kurz gesagt, der helle Wahnsinn. Überraschend wenige Fahrerinnen, die sich zu so später Saisonzeit an der Startlinie zusammenfanden und allgemeines Titelübertrumpfen spielen konnten. Nervös stellte ich mich an der hintersten Position auf und sprintete beim Ertönen des Startsignals los. Kraft und Freude hielten nicht lange und schon nach einer Runde fand ich mich in meinem eigenen Universum des Keuchens und Fluchens wieder. Mit dem Wissen, dass jedes Mal nach dem netten Hügelchen eine unterhaltsame Abfahrt auf mich wartete und dies das letzte Rennen in dieser verkorksten Saison darstellte, schob ich mich Meter für Meter vorwärts… Immer mit einem Lächeln auf den Lippen 😉

Nach diesen vergnüglichen eineinhalb Stunden begann meine Off-Season und in dieser orientiere ich mich gerne an meinem Trainer Schütz: „Das Tal der Tränen ist durchschritten“ sowie an den Worten meines guten Freundes Steff: „Zeit das Bike mit viel Federweg hervor zu nehmen“!

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Dem Lockruf des Laktats verfallen

Bereits zwei Wochen liegt das letzte Argovia Cup Rennen in Giebenach (BL) zurück. Am Start fand sich eine für mich neu zusammengewürfelte Kombination an Fahrerinnen zusammen. Die Zeichen standen auf Grün für ein abwechslungsreiches und komplett offenes Rennen. Im Training einige Tage zuvor liess ich kurzzeitig Marathonambitionen aufflammen und stand demensprechend noch angeschlagen an der Startlinie. Die Sicht des Feldes von hinten motiviert mich seit neuestem ja, daher liess ich mich wie in Hägglingen (AG) gleich zu Beginn ans Ende durchreichen und betrachtete die Trikots meiner Mitstreiterinnen aus der Verfolgerperspektive. Ganz dem Motto folgend: auf altbekanntes zurückgreifen und keine Experimente zum Schluss der Saison.

Nach dem Anstieg begann ich das Tempo konstant zu steigern und arbeitete mich einige Positionen nach vorne während ich gleichzeitig das Gefühl von konstanten, wohligen Laktatwellen in meinem Körper auskostete. Dieses mir bestens bekannte Gefühl versetzte mich zusehends in derart wohlige Sphären, dass ich weiterhin daran festhielt und unmöglich schneller fahren wollte … oder konnte – alles eine Frage der Perspektive. Ich verwaltete meinen erarbeiteten fünften Rang solide, was zwar final betrachtet nicht gerade einem Exploit gleichkam, mich aber auf den zweiten Schlussrang im Gesamtklassement katapultierte. Versöhnlich zu wissen, dass ich selbst in meiner vermeintlich miesesten Saison seit Menschengedenken mit einem erkennbaren Aufbäumen in der Schlussphase das Blatt noch wenden kann. Auf zum Showdown in Lugano.

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Wie die Zeit vergeht

Gerade einmal zu neunt standen wir am Sonntag auf der Startlinie in Hägglingen um uns über sechs Runden zu messen. Mit dem Wissen, dass ich die restlichen Fahrerinnen altersmässig um zehn bis elf Lenze übertrumpfte, liessen nicht gerade das Körpergefühl eines jungen, über die Wiese hüpfenden Rehs, in mir aufkommen. Ich tröstete mich mit dem Gedanken des grossen Erfahrungsvorsprungs, welchen ich sogleich in der Startschlaufe wirken liess. Wie zu erwarten übernahm Nadia Grod das Tempodiktat während ich die Juniorinnen an mir vorbeiziehen liess, mein Tempo fuhr und mich nach kleinen Positionskämpfen an sechster Stelle einreihte. Normalerweise hätte ich zu diesem Zeitpunkt eine kleine Sinnkrise mit der Auswirkung einer Meteoritenkollision gehabt und mich mit der Absetzung per Kamel in die Wüste Gobi beschäftigt. Da diese Chinesische Mauer alias mentale Hemmniss nun aber endgültig weggebaggert wurde, nahm ich nun die vier Fahrerinnen vor mir ins Visier und trat in die Pedale. Mit der Gelassenheit und Erfahrung welche Gandalf dem Grauen Konkurrenz gemacht hätte, war ich nach meinen Beobachtungen ziemlich sicher, dass das angeschlagene Tempo der Juniorinnen nicht über die gesamte Renndistanz so durchgezogen werden konnte. Bereits auf Runde eins holte ich die erste Fahrerin ein, pushte den vermaledeiten Kiesaufstieg hinauf, den Blick auf die vor mir fahrende Dreiergruppe. Ein besonders engagierter und kreativer Unterstützer stand in besagtem Aufstieg, schrie sich die Seele aus dem Leib und dröhnte mit seiner mitgebrachten Motorsäge was das Zeug hielt. Was in der Kreativität leider unterging war, dass wir mit komplett offenen Bronchien diesen Mount Everest würdigen Hügel hochächzten und die Organisatoren von Bikerennen seit Jahren auf elektrische Motorräder als Spitzenfahrzeuge setzen um die Lungen der Athletinnen und Athleten nicht zu verpesten…merkt jemand das Problem? Bewundernswerter Einsatz, danke, mit leichtem Problemfaktor für die Lungenliga.

Nichtsdestotrotz hielt ich mein Tempo konstant hoch, kämpfte (inzwischen stand die Motorsäge zum Glück in der Abfahrt da mir im Sprint um Rang zwei die Lunge beinahe aufs Vorderrad hing) und musste mich am Schluss nur von der souverän fahrenden Nadia geschlagen geben. Ein Hoch auf meinen konstanten Dieselmotor.

 

Ça roule

An den vergangenen zwei Wochenenden absolvierte ich zwei Rennen. Erst das Argovia Cup in Langendorf, danach das hochklassige Proffix Swiss Bike Cup Rennen in Basel. Dazwischen wurde nochmals ein wichtiger Block „Kopfarbeit“ eingeschoben um endlich meine Blockade, an die ich mich zwar gewöhnt, aber dennoch eine sehr lästige Untermieterin darstellt, loszuwerden.

In Langendorf standen klingende Namen wie Irina Kalentjeva oder Lisi Osl am Start – war ja schliesslich auch ein Argovia Cup – was ich jedoch in Profimanier auszublenden vermochte. Bestand doch mein Ziel einzig und allein darin, das Durchziehen der ganzen Renndistanz in meinem Tempo. Mein Tempo unterschied sich ein klein wenig von der Spitze, war in meinen Augen dennoch beachtlich und wurde nur durch drei Stürze gepaart mit zweifachem Kette wieder einlegen gebremst. Trotz gelegentlicher unfreiwilliger Boxenstopps beendete ich in diese doch eher lerngeprägte Aufbausaison mein zweites Rennen über die gesamte Renndistanz.

Motiviert von dem Geschafften stand ich vergangenen Sonntag in Basel neben einer Auswahl der weltbesten Fahrerinnen (wieder einmal!) an der Startlinie. Nach einem verhaltenen Start steigerte ich mich von Runde zu Runde, überholte zwei Fahrerinnen und beendete das Rennen wiederum über die volle Distanz. Kleine Schritte vorwärts, klar, aber es geht vorwärts. Morgen werde ich Weltmeisterin, versprochen.

„Ohoh, uiuiui, Achtung, jesses, wuääääähhh, autsch!“

Letzte Woche kam es zu einer Premiere. Ich stand erstmals am Start eines Endurorennens. Zur Erklärung: Während eines Endurowettkampfes werden mehrere Abfahrten (Stages) so schnell wie möglich absolviert. Die Zeit der Stages wird zusammengezählt und bildet die klassierungsrelevante Schlusszeit. Zwischen den Stages können nicht die Füsse hochgelagert werden, sondern es muss in einer vorgegebenen Zeit der Transfer von Trail A zu B und so weiter bewältigt werden. Die logische Vorgehensweise wäre an dieser Stelle eine Anmeldung für einen kleinen, regionalen und überschaubaren Wettkampf. Aber nein, nicht so bei mir. Da bekanntlich „normal“ langweilig ist, die Logik mich gerade kreuzweise kann und ich schon lange an einem Enduro World Series (EWS) Rennen dabei sein wollte, legte ich mir eine andere Strategie zurecht. Die drei Faktoren führten mich dementsprechend vergangen Dienstag nach Südfrankreich, genauer gesagt nach Millau. Offenbar hatte das Klima vergessen, dass gemeinhin Südfrankreich mit warmen, trockenen Bedingungen verbunden wird. Es regnete beinahe konstant und das Thermometer stieg auf kuschelige 13 Grad…danke dafür erstmal! Während zwei Tagen durften die insgesamt neun Stages je einmal abgefahren werden um sich seelisch und körperlich auf jegliche Passagen vorzubereiten, welche einem den nächsten Platz in einem Krankenwagen sichern sollten. Nach gefühlten 50 Stürzen und einem Platten am ersten Trainingstag, war ich voller Zuversicht, dass ich eine heisse Anwärterin auf eine dieser Plätze sein werde.

Nach überstandenem zweitem Trainingstag rollte ich freitags an die Startlinie für Wettkampftag eins von zwei, an welchem wir mit Stage eins bis fünf das Vergnügen haben sollten. Im 20 Sekunden Rhythmus sprinteten die Fahrerinnen in den ersten Trail und die grosse Rutschpartie konnte beginnen. Ich verabschiedete mich gleich fünf Mal ins Unterholz und legte den Grundstein für die konstante Farbangleichung meines Trikots und dem Rad an ein dezentes hängebauchschweiniges braun-schwarz.

Gefolgt auf diese Achterbahnfahrt folgte der erste Transfer, welcher mit einem „kleinen“ Fussmarsch begann. Zu Beginn des sehr engen, steinigen und steilen Weges dachte ich noch „Mann, das wäre jetzt auch cooler zum runterfahren“. Nach ungefähr weiteren 20 Trage-Schieb-Krampfminuten befand ich „naja, das wäre etwas krass zum runterfahren, dann doch lieber hoch“. Bevor mich nach weiteren 15 Minuten die Erkenntnis traf „ok, wir müssen da runterfahren. Über diese Steinplatte bin ich doch gestern kopfüber geflogen vs. wir latschen tatsächlich Stage vier hoch. Seid ihr denn völlig bekloppt??!“. Bevor ich mich neuerlich der Steinplatte von Stage vier widmen durfte (über welche ich auch im späteren Rennverlauf kopfüber stürzen sollte, diese Variante hatte ich schliesslich bereits im Training einstudiert), kamen die Abfahrten zwei und drei noch zum Zug. Ich hielt meinen Schnitt von ungefähr fünf Abflügen pro Stage, allerdings nur weil Stage zwei echt ein Spass war bevor es das fröhliche Geröllfeld von Nummer drei runterging und ich mich dabei um jeden vierten Baum wickelte. Die Stages vier und fünf glichen sich in etwa was meine Sturzzahl betraf. Auch war ich wieder um den ähnlichen Platz wie vor der Nummer drei und sammelte weiter fleissig blaue Flecken und Schürfwunden. Dies alles war aber vernachlässigbar bei all den genialen Trailmomenten, den äusserst sympathischen Leuten und meiner erstaunlich guten körperlichen Verfassung (ich war inzwischen rekordverdächtig schnell, beinahe unverletzt aus dem Unterholz wieder auf meinem Rad und dementsprechend gar nicht so schlecht positioniert….was wäre da bloss möglich wenn ich tatsächlich nur auf und nicht teilweise unter meinem Rad die Etappen bewältigte). Sechseinhalbstunden später im Ziel, war ich ziemlich stolz und stellte mich sogleich mit meiner gesamten Ausrüstung unter die Hoteldusche, bis man wieder Kleidung von Mensch unterscheiden konnte. Der Morgen von Wettkampftag zwei brachte Müdigkeit, Muskelkater, Vorfreude, zahlreiche Aufgaben anderer Fahrerinnen und natürlich Regen mit sich. Südfrankreich, höhö (…). Tag zwei bestand aus vier Stages, welche mir um einiges besser lagen als am Vortag. Die erste Abfahrt bewältigte ich dementsprechend gut. Einziger Wehrmutstropfen war die Bekanntschaft zwischen meiner Hand und einem Baum, welche keinen Sturz dafür aber als Wegzoll einen Teil meiner Haut forderte, sowie eine nette Prellung mit tollem Farbspektrum mit sich brachte. Unbeirrt setzte ich meinen Weg fort. Weiterhin mit gelegentlichen Boden-têtes-à-têtes und zahllosen Adrenalinschüben.

Tag zwei ging so schnell rum wie Tag eins und obwohl ich in der zweitletzten Kurve aufgrund des Schlammes ohne Rad über den Asphalt rutschte, meine Hosen dabei zerriss und mich sobald ich zum Stillstand kam mit einem Hechtsprung vor der ebenfalls gestürzten und über den Teer heranrutschenden Verfolgerin rettete, beendete ich das Weltcuprennen in einem Stück auf dem 23. Schlussrang. Mission erfüllt!

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„Céline, i glaub du hesch en Platte…“

Nach der letztjährigen Schlammschlacht glich das Rennen in Gränichen am Sonntag wieder einer Fahrt durch einen Vulkankrater. Während sich alle vernünftigen Menschen in den Schatten zurückgezogen hatten, stellte sich das stark besetzte Elite Frauenfeld zur Mittagszeit an der Startlinie auf. Da ich Windschatten zu schätzen weiss, wurde ich beim Call-up ein weiteres Mal zuhinterst im Feld aufgereiht. Mit dem Startschuss begann die Sprinterklimmung des langen Startanstieges, welcher jeweils für die erste Selektion sorgte. Dieser Anstieg wurde mir bisher jedes Jahr zum ersten Verhängnis, da ich das Tempo nicht mitgehen konnte und dann im Pulk der Fahrerinnen in der Abfahrt stecken blieb. Nun war es Zeit für etwas Neues, obwohl die Taktik die Selbe blieb. Für einmal mit deutlich mehr Erfolg. Ich ging am Start aus dem Sattel, manövrierte mich auf die rechte Flanke des Feldes und fuhr immer weiter nach vorne, auch ohne Windschatten. Vor dem Einstieg in den ersten Trail fand ein allgemeines Ellbogenausfahren statt, in welchem ich auch fröhlich mitmischen durfte und mich an ungarischen, schwedischen und anderen Trikotfarben mehr oder weniger sanft durchschlängelte hinein in die erste Abfahrt. Nach der Waldpassage tauchte man per Sprung in die Bruthitze der ersten Kiesgrube ein. Für den Sprung nahm ich ordentlich Tempo mit, da die Fahrerin vor mir bereits in der Hälfte der zu absolvierenden Flugstrecke offenbar Sehnsucht nach dem Boden verspürte und unsanft vor dem offiziellen Landehügel auf den Grund knallte. Als ich mich in „i believe i can fly“-Manier in der Luft befand, sah ich auch den Grund dafür. Nach der Landung begann ein kleiner Stau und da in der Luft bremsen doch eher problematisch ist, landete ich zwar sauber aber aufgrund des hohen Tempos hart auf dem Boden der Tatsachen und stieg in die Bremse um nicht andere Fahrerinnen inklusive mir selbst abzuräumen. Das Knallen des hinteren Reifes ignorierte ich gleich wieder, als ich merkte, dass offenbar alles noch ohne Probleme rollte. Weiterhin in den Top 20 und mit guten Beinen ging es in den nächsten Aufstieg bevor der Rundkurs per Trail das erste Mal auf das Festgelände zurückführte. In besagtem Trail meinte Ramona Forchini hinter mir „Céline, i glaub du hesch en Platte“! Das schwammige Gefühl im Hinterrad liess sich nun auch nicht mehr wirklich ignorieren und ich rollte innerlich fluchend in die Techzone zu. Der Wechsel dauerte für meine Verhältnisse zu lange und ich startete aus leider zu gut bekannter Position am Schluss des Feldes wieder auf die Strecke. In der Folge begann ich mit Kollege Schicksal enerviert zu hadern und diskutieren: „Das kann jetzt nicht dein Ernst sein nach diesem Traumstart und drei Jahren Defektabstinenz!!“. Eine Antwort bekam ich leider nicht, was mich noch mehr zum rauchen brachte bei den sowieso schon glühenden Temperaturen und jegliche Leistungsabgabe unterband. Trainingsbedingt fuhr ich weiter, auch weil die technischen Passagen eine wahre Freude waren.

Die Startphase des Rennens hat mir gezeigt, dass ich wirklich schnell Radfahren kann, meinen Fahrstil jedoch noch etwas an das neue Tempo anpassen muss. Die Freude darüber ist riesig und ich hoffe ich habe meinen Defekt nun wieder für die nächsten drei Jahre eingezogen. Einmal ist keinmal, daher versuche ich diesen Start in Lostorf diesen Sonntag zu wiederholen und dieses Mal auch durchzuziehen.

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Ride les vosges, Bike & Safety und SBB Fahrtechnikkurs

Die letzten Wochen waren durch zahlreiche Technikkurse geprägt, an welchen ich mitwirken durfte. Den Start bildete der Enduro-Technikkurs mit Stefano Gugliotta in den Vogesen unter dem Patronat von ride les vosges. In den unzähligen Trails der prächtigen Vogesen hatten wir das Vergnügen, einen ganzen Tag mit einer munteren Truppe herum zu kurven und an diversen Fahrskills zu üben.

Auf diesen Start folgten insgesamt fünf Kurzkurse der SBB von je zweieinhalb Stunden im Zeichen der Freizeitsicherheit. In Bern und Olten durfte ich die Finessen des Bikesports auf unterschiedlichen Niveaus weitervermitteln.

Die dritte Runde bildete die erstmalige Austragung des Bike & Safety-Kurses gemeinsam mit Stefanie Stücheli von reaktion.ch. Neben den technischen Basiselementen auf zwei Rädern standen Soforthilfemassnahmen im Feld im Fokus. Eine neue und kurzweilige Erfahrung, welche zukünftig weiter ausgebaut werden soll.

„Hopp Jungs!“

Nach dem Proffix- startete vergangen Sonntag auch der Argovia Cup mit der ersten Rennveranstaltung in Hochdorf. Mit perfekt sitzenden neongrünen Socken stand ich mit mehr Fahrerinnen als erwartet und Puls 200 an der Startlinie. Wie bereits in Solothurn zeichnete sich die Streckenführung durch lange Flachpassagen aus und verhinderte bereits im Vorfeld jegliche Einzelaktionen. Das Spitzentrio liess ich nach einer halben Runde ziehen, im Wissen, dass ich ansonsten bei Rennhälfte nur noch als Dekoration der Rennstrecke gedient hätte. Um Kräfte zu sparen, ging ich etwas vom Gas und liess die hinter mir fahrende Fiona Eichenberger aufschliessen. Mit vereinten Kräften zogen wir unbehelligt unsere Runden. Effizient aber unspektakulär. Fröhliche Anfeuerungsrufe wie „Los Fiiiioooooonaahhhaaa“ und „Hopp Jungs“ begleiteten uns auf den Runden. Für die grösste Aufregung sorgte ein alter Herr, der wahrscheinlich wie jeden Tag seine angestammte Runde mit dem Elektrorad unter die Räder nahm. Unbeirrt davon, dass an diesem Tag ein paar Rennfahrer mit schmerzverzerrten Gesichtern an ihm vorbeischossen und ihn beinahe mit ihren Carbonmaschinen aufluden. Schliesslich fährt Man(n) diese Strecke seit 1940!

In der letzten von fünf Runden startete ich in der Steigung aus dem Windschatten von Fiona heraus einen Angriff, konnte eine Lücke aufreissen und verwaltete meinen Vorsprung bis ins Ziel. Meine Mühen wurden mit dem vierten Rang und einem guten Gefühl belohnt. Für die nächsten Rennen heisst es also „weiter so Jungs!“.

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Wie zehn Meter Wiese und ein bisschen Regen zur Publikumsattraktion werden können

Zwei Wochen sind seit dem niederschmetternden Rennen in Haiming (AUT) vergangen. Zwei Wochen, in welchen die Gedanken kreisten, Zweifel an dem ganzen Unterfangen überhand nahmen und Motivation für das Training nicht gerade um die nächste Ecke zu finden war. Der Saisonauftakt verlief alles andere als nach Plan. Meine Wettkampfnervosität leerte bereits Tage vor dem Rennen meine Energiespeicher und verhinderte jeglichen Leistungsabruf. Höchste Zeit also, sich den eigenen Dämonen zu stellen, externe Hilfe beizuziehen und alle überflüssigen Krümelmonster aus den Gedanken zu verbannen. Solothurn wurde somit zum Saisonstart 2.0 und überzeugte bereits damit, dass ich anstatt 72 gerade einmal vier Stunden vor dem Start nervös wurde. Pünktlich mit dem Startpfiff begann es dann auch zu regnen. Alle Zeichen standen somit für mich auf Angriff. Die erste Hürde des fünf Mal zu bewältigenden Rundkurses bestand darin, über das steile Rasenbord des Schanzengrabens auf die Strasse hoch zu kommen. Was locker klingt wurde für Einige zur kaum überwindbaren Aufgabe. Kurz vor der ersten Überwindung dieser ca. zehn Meter wurde die Fahrerin vor mir plötzlich drastisch langsamer, ein Blick auf ihren Schuh, an welchem Klickpedal inklusive Kurbel hingen, erklärte den Tempoabfall. Wie sie den Rasenwall bewältigte entzieht sich meiner Kenntnis. In Runde zwei wurde der Wall erneut einer der vor mir fahrenden Mitstreiterin zum Verhängnis. Inzwischen hatte sich die Wiese in eine braune Schlammrutsche verwandelt, welche bis in die Hälfte der Steigung mit Schwung hochgerannt werden konnte. Danach war Einfallsreichtum und eine gute Linienwahl gefragt. In der Mitte der Rasenwand versuchte sich nun besagte Fahrerin irgendwie mit Händen und Füssen an Ort und Stelle zu halten und wenn möglich noch vorwärts zu kommen. Mit dem nächsten ihrer Schritte kam das Unvermeidliche. Mit einem kräftigen Bauchklatscher begann die Rutsche abwärts zurück an den Hanganfang… Immerhin tat es ihr das Bike gleich und sie konnte die Hürde ohne grosse „Rad-Suche“ erneut hinter mir in Angriff nehmen. Ich meinerseits war in höchstem Masse konzentriert es ihr nicht nachzutun und mit einem Bauchrutscher, welcher jeden Vertreter der Pinguin Gattung hätte erblassen lassen, vor den Augen des Publikums einen Abstecher an den Grund des Grabens zu vollführen.

Die erste Runde war durch ein nervöses Feld gekennzeichnet, wodurch im allgemeinen Durcheinander drei der Fahrerinnen schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Solothurner Asphalt machten, sich dadurch allerdings nicht gross beeindrucken liessen und den Kampf sogleich wieder aufnahmen. Schadlos und gut eingereiht konnte ich mit einer Fünfergruppe die Rollpassagen in den ersten zwei Runden absolvieren…wo wir genau durchfuhren kann ich nicht genau benennen. Der mir entgegengeschleuderte Dreck aus zahlreichen Rädern um mich verhinderten jegliches Sichtfeld. Mit zusammengekniffenen Augen blinzelte ich mich über die Strecke. Verschlammte Klickpedale, Stürze, technische – sowie Rollabschnitte führten zu immer anderen Gruppenzusammensetzungen. Was blieb war das geniale Gefühl auf dem Bike, welches ich erstmals in dieser Saison verspürte und vor Freude am liebsten Franziska Brun, welche gegen Rennende mit mir unterwegs war, zugetextet hätte. Da ich aber überzeugt war, dass dies eher auf mildes Unverständnis stossen würde nach 90 Minuten Wettkampf, grinste ich einfach vor mich hin…was wahrscheinlich ebenfalls nicht sichtbar war, da ich durch den Schlamm komplett zubetoniert war und es in meinem Mund bereits kräftig knirschte (um was es sich dabei alles handelte will ich dann doch lieber nicht wissen).

Ungefähr 100 Minuten später beendete ich die Spassfahrt mit einer letzten Durchfahrt des zum Schlammbassin verwandelten Schanzengrabens. Eine Rangliste habe ich bis jetzt nicht angeschaut. Was bleibt ist das Gefühl, dass alles zu 100% stimmte und sich darauf aufbauen lässt.

Danke Pascale für die Bilder.

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