Mittendrin statt nur dabei

Meine Bikesaison 2016 zählt bereits zwei Rennen, einerseits das Rennen des Swiss Bike Cup in Rivera, andererseits das Bundesliga-Rennen in Bad Säckingen. Die Gemeinsamkeiten liegen bei der anspruchsvollen und abwechslungsreichen Streckenführung sowie der internationalen Top-Besetzung der Fahrerinnenfelder…und der Anwesenheit meiner Person. Aufgrund meiner Ausbildung bewegt sich seit Oktober mein Trainingsumfang pro Woche im Rahmen einer hoffnungsvollen Hobbysportlerin, meine Schlaf- und Regenerationszeiten schaffen es in den unteren Bereich des Soll-Wertes, wenn sie sich einen Hocker zum draufstehen nehmen . Ungeachtet dieser Voraussetzungen ging ich mit ungebrochener Euphorie und Erwartungshaltung an den Start. Das Ergebnis war in Rivera ernüchternd, in Bad Säckingen gar niederschmetternd. Während ich letzte Woche zumindest ein gutes Körpergefühl hatte (die bergauf vorbeirasenden Fahrerinnen blendete ich einfach aus) und technisch sehr gut unterwegs war, klappte gestern nicht mehr viel. Vor dem ersten Singletrail nach dem Startschuss kam es zu kriegsähnlichen Zuständen, da jede Fahrerin so schnell wie möglich weiter kommen wollte und sich daher alternative Wege quer durchs Unterholz zu suchen begann. Nach meinem Hürdenlauf über Brombeersträucher und Steinblöcke (mittendrin statt nur dabei) hielt ich mich im Pulk der Fahrerinnen auf und versuchte Ränge gut zu machen. Technisch schlichen sich bei mir mehrere Fehler ein und bereits in der zweiten Runde schmerzte so ziemlich mein ganzer Körper, was jedoch durch die Anfeuerungsrufe der Zuschauenden und die Attraktivität der Strecke entschädigt wurde. In der Rennhälfte passierte ich eine Athletin, welche aus Schmerz oder Enttäuschung am Streckenrand in Tränen aufgelöst auf dem Rücken lag. Ich überlegte kurz ob ich mich dazu gesellen sollte, meine Stimmung hätte sicher mithalten können, entschied mich dann doch für ein unbeirrtes abspulen meiner Rennkilometer. Wie in Rivera wurde ich auch gestern aufgrund der 80ig-Prozent-Regelung sehr früh aus dem Rennen genommen und begab mich geknickt zum Teamwagen. Als ich mit dem Ausfahren auf der Rolle beschäftigt war meinte mein Teamchef aufmunternd “Heute hast du wahrscheinlich mehr Kilometer auf der Rolle als im Rennen gemacht”…merci Roger, direkt wie eh und je. Mir ist bis jetzt noch kein gewiefter Konter eingefallen, aber der kommt noch sobald ich jemanden gefunden habe, der mir das Messer aus dem Rücken zieht. Mit diesen aufbauenden Worten kann es nächste Woche in Buchs nur gut kommen!