Mental Tuning, Höllenjacuzzi und Nebenschauplätze

Seit nunmehr 2 Wochen wird mein nicht mehr ganz so stählerner Körper wieder mit Proteinen versorgt und nähert sich konstant wieder dem SOLL-Wert. Ein lange nicht mehr da gewesenes Lebensgefühl wenn man morgens nicht mehr den Eindruck hat, ein 20-Tonnen-Laster wäre über mich gefahren sondern hätte gleich auf mir geparkt. Dank dem mentalen Tuning im Vorfeld ging ich ziemlich entspannt und ohne Druck oder Erwartungen und nur der Freude wegen am Sonntag in Schaan (Lichtenstein) mit 23 weiteren Athletinnen an den Start des zweiten Proffix Rennens. Mit dabei wie so oft die Topfavoritinnen Alessandra Keller, Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand, welche gleich in dieser Reihenfolge das Rennen prägten und abschlossen. Wie bereits im Vorfeld absehbar, fuhren diese vier in einer anderen Liga und zeigten den Anwesenden auf, wie richtig schnelles Biken aussieht.

Bereits auf der Startlinie, an brütender Frühlingssonne, welche wir aufgrund von Programmverzögerungen noch etwas länger geniessen durften, fühlte ich mich wie im persönlichen Vorhöllenjacuzzi und wartete gespannt auf das Startsignal. Nach dem Knall stiegen alle in die Pedale und sprinteten los als würde es am Ende des Hügels gratis Wasserglacés und Helmventilatoren geben. Diese Möglichkeit wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und gab mein Bestes in diesem ersten Anstieg mitzuziehen. Zu meiner Überraschung konnte ich mich tatsächlich im hinteren Teil des Feldes halten und in meinem eigenen Rhythmus die Höhenmeter bewältigen. Nach der ersten schnellen und verwinkelten Abfahrt hatte mein Organismus die Wärme satt und zeigte mir dies auch in regelmässigen Abständen zur Auflockerung der Stimmung an. So wurde mir nie langweilig und ich hatte meinen Spass auf den für mich 5 zu absolvierenden Runden. Nach zwei Runden hatte ich für meine Bedürfnisse absolut genug Spass genossen aber was ist schon ein Rennen ohne Rücken- und Beinschmerzen begleitet von leichten Flüchen. Zudem sass in einer Kurve des Hauptanstieges ein frisch verliebtes Teeniepaar welches auch bei dieser Hitze die Finger nicht voneinander lassen konnte (das ist noch wahre Liebe) und dem Dauerkuscheln verfallen war. Ich wollte wissen wie die Geschichte weitergeht und ob sie tatsächlich die ganzen 90 Minuten weiter so zusammenwachsen würden. Dies war neben der unterhaltsamen Strecke ein Grund sich jedes Mal wieder den Hügel hoch zu kämpfen (und ja, nach 90 Minuten hatte sich der Status nicht wesentlich geändert und ich wette, die zwei Turteltauben haben auch das Männer-Rennen so durchgezogen). Und wenn es nicht zu regnen begonnen hat oder ihre Eltern sie eingesammelt haben, so sitzen sie noch heute dort.

Mein Rennfazit in dieser Wiederaufbau-Periode: ich war langsam. Aber stets positiv eingestellt, war technisch gut unterwegs, hatte ziemlich Spass und freue mich auf die weitere Entwicklung in den nächsten Rennen… Wer weiss schon wo mich diese Reise noch hinführt.