Härtetest Estavayer oder wie ich meinen Wortschatz laufend ausbaue

Trainingshalber startete ich vergangenen Sonntag neben den Marathonspezialistinnen in Estavayer-le-Lac am 60 Km langen Marathonrennen. Wie gewohnt war der Untergrund eine einzige braune, zähflüssige Molasse und wurde durch den in regelmässigen Abständen fallenden Regen weiter genährt. Obwohl ich von Beginn weg mein eigenes Rennen fahren wollte, packte mich mein Ehrgeiz und ich zog die ersten Kilometer bis zum ersten längeren Anstieg mit der Spitze mit. Im steilen Uphill musste sich mein Ehrgeiz ungefragt verabschieden. Ich musste mir eingestehen, dass sich meine Form noch nicht auf einem wirklich konkurrenzfähigen Niveau befand. Technisch hingegen konnte ich ein weiteres Mal ohne Probleme und mit viel Freude meine Schlangenlinien durch den Sumpf ziehen und jubelte innerlich – zumindest so lange, bis der nächste Aufstieg meine Freude effizient zunichte machte. Während ich mich bei den ersten zwei Rennen noch wie eine Schnecke mit Rollator gefühlt hatte, konnte ich nun etwas zulegen. Ich hatte mich im Mittelfeld eingereiht und war zuversichtlich was den weiteren Rennverlauf betraf. Ab ungefähr Kilometer 27 nahm diese Zuversicht ein jähes Ende als meine Gangschaltung zu streiken begann. Mir standen ab diesem Moment noch die grössten fünf Gänge zur Verfügung und da mir mindestens 30cm Oberschenkelumfang pro Bein fehlen, um diese Mühle die steilen Uphills hoch zu wuchten, bestritt ich die folgenden Kilometer zu Fuss. Nach fünf freudeverbreitenden Kilometern gab ich dieses sinnlose Unterfangen auf und beschloss mein Französisch zu verbessern, indem ich mich von Streckenposten zu Streckenposten nach dem Rückweg durchfragte. Bis Estavayer konnte ich in perfektem französisch erklären, dass meine Gangschaltung wirklich nicht mehr brauchbar sei, ich zu Reinigungszwecken bereits meinen gesamten Bidoninhalt über Wechsler und Kette geleert habe, ich den schnellstmöglichen Weg zum Ziel suche und ich mich herzlich für die Mitleidsbekundungen bedanken möchte.

Die Saison bleibt somit harzig, mir bleiben zwei Wochen bis zum nächsten Argoviacuprennen in Lostorf – da diese nur ca. 25 Kilometer lang sind, kann in diesem Moment von mir aus nach 30 Kilometern auch die Schaltung ausfallen – um meine Form auf ein konkurrenzfähiges Niveau zu hieven.