„Céline, i glaub du hesch en Platte…“

Nach der letztjährigen Schlammschlacht glich das Rennen in Gränichen am Sonntag wieder einer Fahrt durch einen Vulkankrater. Während sich alle vernünftigen Menschen in den Schatten zurückgezogen hatten, stellte sich das stark besetzte Elite Frauenfeld zur Mittagszeit an der Startlinie auf. Da ich Windschatten zu schätzen weiss, wurde ich beim Call-up ein weiteres Mal zuhinterst im Feld aufgereiht. Mit dem Startschuss begann die Sprinterklimmung des langen Startanstieges, welcher jeweils für die erste Selektion sorgte. Dieser Anstieg wurde mir bisher jedes Jahr zum ersten Verhängnis, da ich das Tempo nicht mitgehen konnte und dann im Pulk der Fahrerinnen in der Abfahrt stecken blieb. Nun war es Zeit für etwas Neues, obwohl die Taktik die Selbe blieb. Für einmal mit deutlich mehr Erfolg. Ich ging am Start aus dem Sattel, manövrierte mich auf die rechte Flanke des Feldes und fuhr immer weiter nach vorne, auch ohne Windschatten. Vor dem Einstieg in den ersten Trail fand ein allgemeines Ellbogenausfahren statt, in welchem ich auch fröhlich mitmischen durfte und mich an ungarischen, schwedischen und anderen Trikotfarben mehr oder weniger sanft durchschlängelte hinein in die erste Abfahrt. Nach der Waldpassage tauchte man per Sprung in die Bruthitze der ersten Kiesgrube ein. Für den Sprung nahm ich ordentlich Tempo mit, da die Fahrerin vor mir bereits in der Hälfte der zu absolvierenden Flugstrecke offenbar Sehnsucht nach dem Boden verspürte und unsanft vor dem offiziellen Landehügel auf den Grund knallte. Als ich mich in „i believe i can fly“-Manier in der Luft befand, sah ich auch den Grund dafür. Nach der Landung begann ein kleiner Stau und da in der Luft bremsen doch eher problematisch ist, landete ich zwar sauber aber aufgrund des hohen Tempos hart auf dem Boden der Tatsachen und stieg in die Bremse um nicht andere Fahrerinnen inklusive mir selbst abzuräumen. Das Knallen des hinteren Reifes ignorierte ich gleich wieder, als ich merkte, dass offenbar alles noch ohne Probleme rollte. Weiterhin in den Top 20 und mit guten Beinen ging es in den nächsten Aufstieg bevor der Rundkurs per Trail das erste Mal auf das Festgelände zurückführte. In besagtem Trail meinte Ramona Forchini hinter mir „Céline, i glaub du hesch en Platte“! Das schwammige Gefühl im Hinterrad liess sich nun auch nicht mehr wirklich ignorieren und ich rollte innerlich fluchend in die Techzone zu. Der Wechsel dauerte für meine Verhältnisse zu lange und ich startete aus leider zu gut bekannter Position am Schluss des Feldes wieder auf die Strecke. In der Folge begann ich mit Kollege Schicksal enerviert zu hadern und diskutieren: „Das kann jetzt nicht dein Ernst sein nach diesem Traumstart und drei Jahren Defektabstinenz!!“. Eine Antwort bekam ich leider nicht, was mich noch mehr zum rauchen brachte bei den sowieso schon glühenden Temperaturen und jegliche Leistungsabgabe unterband. Trainingsbedingt fuhr ich weiter, auch weil die technischen Passagen eine wahre Freude waren.

Die Startphase des Rennens hat mir gezeigt, dass ich wirklich schnell Radfahren kann, meinen Fahrstil jedoch noch etwas an das neue Tempo anpassen muss. Die Freude darüber ist riesig und ich hoffe ich habe meinen Defekt nun wieder für die nächsten drei Jahre eingezogen. Einmal ist keinmal, daher versuche ich diesen Start in Lostorf diesen Sonntag zu wiederholen und dieses Mal auch durchzuziehen.