Bei der nächsten Wurzel rechts und dann gleich wieder links…danach bitte wenden

Der Rundkurs in Hochdorf erinnert mich jeweils an einen Kinderklettergarten auf dem Pausenhof. Die Runde um das kleine Stadion zeichnet sich durch zahlreiche abrupte Richtungswechsel geprägt von kürzesten Anstiegen aus, während die Zusatzschlaufe in der Ebene für das Auseinanderziehen des Feldes sorgt und Überholmöglichkeiten bietet. Ich fühle mich definitiv wohler auf dem Spielplatzgelände des Start-Ziel Bereiches, in welchem in der Mitte einige Jugendliche frisch fröhlich dem Fussballspiel frönten und einen der Duft der Fritteuse umgibt, als auf der eintönigen Ebene um einen Acker herum.

Schon zu Beginn des Rennens drückte Michelle Hediger ordentlich aufs Tempo und das Fahrerinnenfeld wurde auseinander gezogen. Da ich keine Rollspezialistin bin, hielt ich mich an das Hinterrad der Oberkulmerin und wartete auf den kurzen Anstieg bevor es in die technischen Passagen des Kurses ging. Wie vermutet, sollte sich in dieser Steigung der weitere Verlauf des Rennens bereits herauskristallisieren. Michelle griff von Position drei aus an, ich folgte ihr und es entstand gegenüber Ladina Buss und dem Rest des Feldes ein kleiner Abstand. Das Spektakulärste an den technischen Passagen waren die halbhohen Wurzel- und Baumstrunke in den engen Kurven. Jene beschriebene Vegetation war es auch, in welche ich in regelmässigen Abständen mit dem Fuss hineindonnerte und so jeweils meine Konzentration unweigerlich auf den kurzzeitig mit Sternchen verzierten Weg vor mir heftete. Michelle pushte in der zweiten Runde wiederum den Anstieg hoch. Diesmal etwas zu schnell für mich und ich liess abreissen, um mein eigenes Tempo hochhalten zu können. Ich spürte die Nachwehen des Trainings von vergangener Woche mit voranschreiten des Rennens und konzentrierte mich fortan nur noch auf den unermüdlichen gleich hohen Druck auf die Pedalen (und dem Ausweichen weiterer Fuss-Wurzel-Zusammenstösse) um die erkämpfte Position weiter zu festigen. Meine Konzentration wurde jede Runde erfreulich durch die Anfeuerungsrufe der Nachwuchsfahrer von Hägglingen unterbrochen, welche mir mit absoluter Überzeugung bis in die letzte Runde zuriefen, dass ich die aus meinem Sichtfeld verschwundene Michelle sicher noch einholen werde. Mit einer leider von diesem kindlichen Optimismus abhanden gekommenen Sichtweise – aber nicht minder glücklich und zufrieden mit meiner Leistung – fuhr ich als Zweite im Ziel ein.

Meine Formkurve zeigt nun deutlich in die richtige Richtung und ermöglichte mir den ersten Podestplatz in dieser bis anhin nicht ganz einfachen Saison. Die nächsten Tage stehen im Zeichen harter Trainingseinheiten, damit ich an der Schweizermeisterschaft am 17. Juli in Echallens (VD) nochmals einen Gang hochschalten und das momentane Optimum aus mir herausholen kann.Podest Hochdorf